Karma-Klaus und das sprechende Gänseblümchen
Durch seine Träume von Hunden aus dem Tierschutz bekam der kleine Klaus einen ganz anderen Blick auf viele Dinge. So wurde er auch wesentlich achtsamer im Umgang mit der heimischen Tierwelt. Er trug Schnecken über die Straße, setzte Regenwürmer zurück an Orte, an denen sie nicht vertrockneten, er beobachtete die Vögel und entwickelte einen Blick für alles Lebendige um ihn herum. Seinen Eltern fragte er regelrecht Löcher in den Bauch.
Mit seinem Interesse an seiner Umwelt brachte er auch seine Eltern wieder auf ganz andere Gedanken. Wie lange hatten sie sich schon nicht mehr mit all diesen Dingen beschäftigt? Bücher wurden angeschafft, das Internet durchforstet, – Klausis Wissensdurst wollte und sollte gestillt werden, wodurch die ganze Familie dazulernte.
Plötzlich fand Klausi auch die Familienausflüge in die Natur nicht mehr so langweilig. Im Gegenteil, er fing an, jeden Grashalm zu betrachten. Er erfreute sich an Wildblumen und entdeckte Hummeln und Bienen in ihren Blüten. Es gab überall eine Menge zu entdecken.
Aber oft machten ihn die Spaziergänge auch sehr traurig. Auf vielen Wegen lagen Trinkpäckchen, Papierchen von Schokoriegeln und so einiges mehr verstreut. Ganz schlimm war es an den Bänken oder Grillhütten, an allen Orten, an denen man „eigentlich“ gut verweilen konnte. An solchen Orten wurde gerne gefeiert und wenn die Menschen nach Hause gingen, ließen sie ihren gesamten Müll zurück.
Wie konnten die Menschen nur so dumm sein?
Klausi fand keine Ruhe mehr und überlegte was er tun könnte. Beim nächsten Ausflug packte er ein paar Müllbeutel ein und sammelte allen Müll auf, den er am Wegesrand fand. Er war entsetzt über die Menge, die dabei zusammenkam, vor allem weil es ein leichtes für die Menschen gewesen wäre, es selbst mit bis zum nächsten Mülleiner oder wieder nach Hause zu nehmen. Sie hatten die vollen Verpackungen zuvor schließlich auch tragen können.
In der nächsten Zeit sah er eigentlich nur noch Müll und nahm die blühenden Schönheiten am Wegesrand gar nicht mehr war. Selbst den Gesang der Vögel hörte er nicht mehr. Seine Freude in der Natur zu verweilen war zutiefst getrübt.
Gedankenverloren lief er durch den Wald und es war ihm, als würde er beobachtet. Als hätten die Bäume Augen und die Blumen Ohren …
Als er eines Abends müde ins Bett fiel, landete er schnell mitten in einem Traum:
Klausi saß mit seinem grünen Plüschhund, mit den orangefarbenen Ohren und der Klugscheißerbrille auf der Nase, an einen Baum gelehnt inmitten einer Blumenwiese. Plötzlich als ihm der Duft von frischem Pansenpups um die Nase wehte, reckte sich ein Gänseblümchen in die Höhe und sprach mit dem Baum, an dem Klausi lehnte:
„Was machen wir mit den Menschen nur?
Sie suchen so oft Zuflucht hier in der Natur.
Dabei merken sie nicht, wie sie alles Leben,
einfach nur mit Füßen treten.
Sie sehen schon lange nicht mehr unser Gesicht,
bemerken uns als Lebewesen nicht.
Sie schlagen nach der Biene, die da summt,
pflücken achtlos Blümchen und knicken Äste um.
Zertrampeln alles was ihnen im Wege steht
Und hinterlassen ihren ganzen Müll auf jedem Wanderweg.
Sie töten uns und dadurch sich selbst und merken es nicht.
Erkennen nicht mal mehr ihr eigenes Gesicht.
Dabei zeigen wir uns Jahr für Jahr in voller Pracht.
Doch selbst unsere Schönheit,
hat kaum noch jemanden auf den richtigen Gedanken gebracht.“
Das Gänseblümchen blickte den großen Baum traurig aber dennoch hoffnungsvoll an. Doch dieser schüttelte nur traurig den Kopf, sodass die Blätter nur so flogen und sagte:
„Die Menschen sehen nicht mehr, dass wir gemeinsam unter dem Himmelszelt leben.
Sie denken nur noch ans Nehmen und nicht mehr ans Geben.
Sie benutzen uns, wie sie sich gegenseitig oft nur noch benutzen.
Sie fühlen uns und auch sich selbst nicht mehr.
Kein Wunder, dass sie die ganze Welt verschmutzen.
Selbst die Kleinen können die Welt nicht mehr mit Kinderaugen sehen.
Wie sollen die Großen sie dann noch verstehen?
Vielleicht haben wir selbst das Lachen längst verlernt.
Es fühlt sich an, als lebten wir alle auf einem fremden Stern.“
Das Gänseblümchen blickte den Baum nachdenklich an:
„Großer Baum, wir müssen etwas tun!
Wir können nicht mehr länger warten und hier einfach ruhn!
Wir sollten uns den Menschen wieder voller Leben zeigen,
insbesondere den unbedarften Kleinen.
Mit einem Lächeln im Gesicht,
sodass sie wieder Elfen, Gnome, Zwerge sehen,
und verstehen, spüren, sehen,
dass die Natur tatsächlich lebendig ist und tagtäglich mit ihnen spricht.
Sie müssen unser und auch ihr eigenes Leben wieder spüren.
Sie müssen fühlen wir sind verbunden, wir sind Eins.
Nur durch die Verbundenheit von Natur, Mensch und Tier,
kann unsere Mutter Erde glücklich sein.
Und das ist unser aller Aufgabe hier!“
Klausi saß in seinem Traum immer noch an den Baum gelehnt und lauschte aufmerksam dem Gespräch. Als das Gänseblümchen sich von dem großen Baum verabschiedet hatte, stand Klausi auf und wanderte noch eine Weile durch den Wald und an bunten Blumenwiesen entlang. Plötzlich sah er in jeder Blüte ein Lächeln und die Bäume winkten ihm mit ihren Blättern zu. Manchmal sah er aus den Augenwinkeln sogar ein paar Elfen, die zwischen den Blüten Verstecken spielten …
Als er am nächsten Morgen aufwachte, war sein Kinderzimmer dufterfüllt und sein Karma-Klaus leuchte fröhlich vor sich hin.
Und natürlich wollte Klausi so schnell wie möglich einen Waldspaziergang machen, um zu sehen, ob er irgendwo ein Lächeln wiedererkannte.
Aber er wusste längst, dass es viel mehr zwischen Himmel und Erde gibt, als die meisten Menschen dachten.
Bei seinem nächsten Spaziergang durch die Natur, sah Klausi ein kleines Mädchen. Es saß lächelnd vor einem Gänseblümchen und erzählte ihrer Mutter, dass das Blümchen sie angelächelt habe. Gerade als die Mutter das Mädchen wegziehen wollte, um ihr zu sagen, sie hätte eine viel zu blühende Phantasie, kam Klausi auf sie zu und sagte:
„Die Erwachsenen sehen nicht mehr, was du dort siehst. Aber das bedeutet nicht, dass „Es“ nicht da ist. Höre weiterhin auf dein Herz und du wirst noch viele Gänseblümchen lächeln sehen!“
Und das Gänseblümchen sprach:
„Bewahre dir mein und dein Lächeln wertes Kind.
Im Herzen immer wir zusammen sind.
Trage unser Lächeln in die weite Welt hinaus,
so sieht unser aller Zukunft auf Mutter Erde wieder besser aus!
Nur durch Achtsamkeit im Leben,
kann Muttererde weiterleben!“
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