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Image by Galina N
AutorenbildWir für Foteinis Fellnasen e.V.

Bertil - Weihnachten

Hier kommt nun wie versprochen eine Geschichte aus dem gerade eben erschienenen Buch von Bertil. Bertil erlebt sein erstes Weihnachtsfest - und manchmal kommt eben doch alles etwas anders als gedacht....



Liebe Mama im Himmel,


ich will dir von Weihnachten erzählen. Es ist so viel passiert. Es fing alles zwei Tage vor Weihnachten an. Nachmittags haben wir einen großen Spaziergang gemacht. Alle zusammen: Sally, ich, Maxi, Oma und Frauchen und Herrchen. Alle durch den Schnee. Es war so schön. Herrchen hat mit Schneebällen geworfen und ich hab sie aufgefangen. Immer wieder bin ich hingerannt und hab sie geschnappt und Herrchen hat gesagt, ich wäre ein begnadeter Fänger. Alle waren sehr stolz auf mich! Im Wald haben wir Stöckchen gesucht und es hat wunderbar nach Schnee gerochen und Sally und ich haben unsere Nasen reingesteckt und unterwegs davon gegessen. Es war herrlich! Auf dem Rückweg hat Michael Maxi getragen und sie hat sich bei ihm eingekuschelt und von oben immer auf mich runtergeguckt. Sally und ich haben zu Hause noch ein bisschen geschlummert und unsere Leute haben gekocht und den Tisch gedeckt, denn abends kamen Pluto und seine Leute und Frau Blumental mit ihrem Mann. Frau Blumental hat wieder Wurst dabeigehabt und die durften wir diesmal auch essen. Frau Blumental hat sie Hannah gegeben und die hat sie uns gegeben. Das ist der Prinzip-Umweg! Pluto hat natürlich auch mitgegessen. Wir haben ein bisschen im Haus rumgetobt und hin und wieder fiel noch ein Leckerchen ab. Allerdings waren Sally und ich auch noch müde und deshalb haben wir uns dann alle unter den Tisch gelegt. Man sollte sich zu solchen Gelegenheiten nie sehr weit von den Menschen entfernen, denn es fällt meistens doch hin und wieder was unter den Tisch – gewollt oder ungewollt. Da sollte man parat sein. Die Menschen haben nach dem Essen Feuerwein gemacht. Das ist eine große Schüssel mit einem Getränk, das die Menschen gerne trinken, und darauf wurde was gelegt und wie eine Kerze angezündet. Es ist wahrscheinlich ein Winter-Weihnachtsgetränk. Im Winter zünden die Menschen gerne was an: Kerzen und Feuer im Kamin. Ich fand jedenfalls, dass es nicht gut riecht. Aber Geschmäcker sind halt verschieden. Frauchen hat sich dann noch mit dem Messer geschnitten und es hat ein bisschen geblutet. Aber es war nicht schlimm. Sie war sehr tapfer, fast so tapfer wie ein Hund!


Am nächsten Tag, das war der Tag vor Weihnachten, da waren alle müde. Wir haben nicht viel gemacht. Nur Hannah ist nochmal einkaufen gefahren. Am Nachmittag waren Sally und ich draußen, Maxi ist gern im Warmen! Sie hat mit meinem Kuschelhund gespielt. Aber das darf sie! Die Hühner haben jetzt gute Federn und brauchen keine Pullover mehr. Sie sind draußen und spielen auch ein bisschen im Schnee. Sie haben es aber jetzt auch sehr gemütlich in ihrem Hühnerhaus, ganz viel Stroh und ganz dicke Wände, also richtig kuschelig. Ich hab mich auch mal eine Weile dazugelegt. Aber Hermine will das nicht, sie wird dann grantig. Und mit ihr leg ich mich lieber nicht an! Man muss seine Grenzen kennen, Mama, das ist sehr erwachsen, meint Michael, und so langsam werde ich erwachsen.


Und dann kam der Weihnachtsmorgen. Alle waren ein bisschen aufgeregt. Das richtige wichtige Weihnachten ist aber erst abends! Oma hat ein bisschen gekocht und Hannah hat gesagt, dass sie sehr müde ist und sich noch ein bisschen hinlegen will. Es hatte wieder neu geschneit und Michael hat Schnee geschaufelt, damit das Auto rausfahren kann und der Postbote Herr Frank nicht ausrutscht. Das macht man so in der Menschenwelt. Obwohl ich ja finde, dass man im dicken Schnee viel weniger rutscht als auf Stellen, wo der Schnee weggeräumt wurde. Und auf den Straßen dürfen wir nun auch nicht mehr viel laufen, weil dort mit Salz gestreut ist. Das ist nicht gut für unsere Pfoten und wir müssen sie hinterher immer gewaschen kriegen, obwohl sie sauber sind. Das mag ich nicht! Das Salz ist für niemanden gut, aber die Menschen machen es trotzdem, auch wenn sie im Matsch ausrutschen. Meine Menschen machen das nicht, aber die anderen. Unsere Menschen machen Sand auf den geschaufelten Weg. Der wird dann hinterher zusammengekehrt und wieder neu verwendet. Gut, dass ich so schlaue Menschen habe! Ich hätte es wirklich schlechter treffen können! Das muss ich immer wieder betonen. Wir durften viel in den Garten und sind später mit Michael noch eine Runde Gassi gegangen. Haben Rosalie getroffen und so toll gespielt. Und Sally hat mir dann den Schnee von der Nase geleckt. So vor allen anderen – ein bisschen peinlich ist das schon, auch wenn sie es gut meint! "Nun“, sagte Michael dann zu uns, „gehen wir heim Kaffee trinken.“ Das lassen wir uns natürlich nicht zweimal sagen, denn das bedeutet Leckerchen. Oft bekommen wir auch vom Kuchen ab, wenn da keine Sachen drin sind, die wir nicht essen dürfen. Und Oma hat gesagt: „Von dem Kuchen dürft ihr auch ein Stück haben!“ Bei uns trinken die Menschen aber oft Tee und wir Wasser und es heißt trotzdem Kaffeetrinken und nicht Kuchenessen oder Teetrinken oder Wasserzeit oder so was. Mama, man muss schon wirklich sehr aufpassen und sich sehr viel wirres Zeug merken, um die Menschensprache zu verstehen! Aber man wächst mit seinen Aufgaben (das ist auch ein Spruch, den Menschen oft sagen, jedenfalls meine Menschen). Und ich bin ja schon ganz schön gewachsen inzwischen.


Also, wir kamen nach Hause und da wusste ich sofort, dass was nicht stimmt. Oma war bei Hannah in unserem Schlafzimmer gewesen und stand im Türrahmen und machte ein ganz ernstes Gesicht. Hannah ging es gar nicht gut. Sie war ganz schwach und konnte kaum aufstehen und sie war ganz heiß und ihr Finger tat sehr weh. Oma und Michael haben geredet und es fielen Worte wie Krankenhaus und Blutvergiftung. Ich weiß nicht genau, was das ist, vielleicht ist Blutvergiftung so was wie eine Schokoladenvergiftung. Aber so schlimm wie Hannah ging es mir doch damals nicht. Michael hat unser armes Frauchen ganz dick angezogen und sie ins Auto gesetzt und ist fortgefahren. Oma blieb bei uns, und auch wenn sie so getan hat, als wäre sie ganz ruhig, war sie sehr aufgeregt und hatte Angst. Eine Weile später hat der Plastikknochen geklingelt und Oma hat sich unterhalten. Dann hat sie gesagt, dass Hannah wirklich eine Blutvergiftung hat und auch noch etwas anderes und im Krankenhaus bleiben muss. Und dass sie Kleider hinbringen und nach Hannah sehen muss und deshalb auch wegfahren muss, dass sie aber bald wiederkommt.


Und dann waren wir allein: Sally, Maxi und ich. Wir haben gewartet und gewartet und ich hatte das Gefühl, als liege was ganz Schweres auf mir. Bis endlich Oma wiederkam. Aber sie war nicht fröhlich, sondern hat geweint. Oma hat gesagt, dass es sein kann, dass Hannah stirbt. Und dann hat sie noch mehr geweint. Und sie darf auch nur ganz kurz zu ihr und wir gar nicht. Und nun liegen wir hier, alle zusammen in Omas Bett: Oma, Maxi, Sally und ich und sind ganz traurig und voller Angst. Und das an Weihnachten! Wo wir es doch alle ganz besonders schön haben wollten. Und obwohl ich jetzt schon größer als Sally bin, musste ich mich ganz fest an sie drücken, die ganze Nacht!


Allerliebste Mama im Himmel: Du hast gemacht, dass ich eine so liebe neue Familie bekomme. Bitte, bitte: Vielleicht kannst du jetzt auch machen, dass meine Menschenmama wieder gesund wird?


Zwei Tage später:


Oma ist immer wieder weggefahren, aber immer schnell wieder zurückgekommen. Wenn Oma weg war, ist Michael meistens hier gewesen. Unser Gassi war immer nur kurz und gar nicht mehr lustig. Und wir waren alle so traurig und hatten so viel Angst. Und dann ist Oma gestern Abend heimgekommen und hat gesagt: „Hannah ist über dem Berg.“ Ich habe mich gefragt, warum Frauchen über den Berg ist, aber wenn sie über einen Berg ist, dann geht es ihr wohl besser, denn wenn man über einen Berg steigen kann, braucht man doch Kraft. Und richtig: Es geht ihr besser und sie muss nicht sterben. Das hat Oma gesagt. Sie hat nicht nur eine Blutvergiftung, sondern auch noch eine ganz schlimme Grippe und das zusammen ist gar nicht gut. Ich weiß nicht genau, was eine Grippe ist, aber es ist nicht gut, Mama! Da bin ich mir sicher. Ob Hannah jetzt eine Pikse-Spritze bekommt? Ob Krankenhaus so was wie Tierarzt ist? Oh, ich möchte nicht so lang beim Tierarzt sein. Armes Frauchen!


Am nächsten Tag:

Allerliebste Mama!


Danke! Bestimmt hast du gemacht, dass Frauchen nicht in den Himmel muss. Vorhin hat Herrchen Frauchen mit dem Auto heimgebracht. Sie ist ganz weiß im Gesicht und riecht scheußlich. Ich glaube, Krankenhaus ist so was wie Tierarzt, denn so, wie es dort immer riecht, so riecht Hannah jetzt. Sie ist sofort in ihr Bett und hat noch nicht viel Kraft. Und sie muss ganz viele Sachen essen, die kein Essen sind. Und morgen kommt ein Arzt. Nicht die Tierärztin, sondern einer für Menschen. Aber sie ist ja über den Berg gegangen und es wird jetzt besser. Ich finde es jetzt aber wichtig, dass sie nicht mehr über den Berg geht, sondern sich ausruht. Oma hat Suppe gekocht und Hannahs Lieblingsbrot gebacken und Hannah hat auch ein bisschen gegessen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, nichts essen zu wollen! Da muss es Frauchen wirklich sehr schlecht gehen! Ich habe mich vors Bett gelegt. Sally auch. Und Maxi. Und wir gehen jetzt auch nicht mehr hier weg! Wir passen jetzt auf, dass nichts mehr passiert. Und als ich vorhin Frauchens Finger abgeleckt habe, hat sie gelächelt. Das ist gut!


Noch ein Tag später:


Liebe Mama im Himmel,


heute war der Menschenarzt da. Ich mag ihn NICHT! Der wollte nicht, dass wir dabei sind, wenn er bei Frauchen ist, und so mussten wir aus dem Zimmer. Ich finde es sehr ungerecht, dass Michael gemacht hat, was der Menschenarzt sagt, und wir aus UNSEREM eigenen Schlafzimmer mussten. Ich wollte nicht und bin einfach bei Frauchen liegengeblieben. Ich lasse sie doch nicht allein mit dem fremden Menschenarzt! Aber Herrchen hat mich einfach rausgetragen. Ich bin sehr empört. Als er weg war, der Menschenarzt, hab ich gleich nachgesehen, wie es Frauchen geht, und es ging ihr zumindest nicht schlechter. Da war ich ein bisschen beruhigt und durfte dann auch wieder neben dem Bett liegenbleiben. Hannah hat sich heute sogar im Bett aufgesetzt und ist nicht mehr ganz so weiß im Gesicht. Und sie riecht auch schon viel besser. Um den Finger hat sie einen neuen Verband. Ich wollte mal gucken, aber das darf ich nicht. Dabei bin ich absolut sicher, dass der Menschenarzt das gemacht hat. Diese Ärzte sind mir nicht geheuer, Mama!




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