Los geht´s ...
Nach einem gehaltvollen Frühstück, damit Klausi nicht sofort wieder rumjammert, ging es dann für uns los. Wir hatten uns bei den Hunden im Gehege einen Teppich und eine Decke erbeten, denn wir wollten auf der Rückfahrt im leeren Truck übernachten. So waren wir flexibel und konnten uns Parkplätze in Naturnähe suchen.
Kaum waren wir losgefahren fing Klaus zu singen an: „Einst ging ich am Strande der Donau entlang. Oh oh oh olalala. Ein schlafendes Mädchen am Ufer ich fand. Oh oh oh olalala. Ein schlafendes Mädchen am Ufer ich fand …“
„Was ist los? Denkst du nicht an Piroschka, dass du nun schon wieder über andere Frausleut singen musst? Ach egal, ich singe einfach mit. Eifersucht ist was für Anfänger! Oh oh oh olalala …“
Ich hatte beschlossen, in Zukunft nicht mehr so eifersüchtig zu sein, denn eigentlich bin ich mir Klausis Liebe ja sicher! Und es tut unfassbar gut, mich erst gar nicht mehr in diesem Gefühl zu verlieren. Wir gehören zusammen und nichts und niemand kann uns trennen. Ach ist das schön!
Dieses Gefühl war befreiend und stimmte mich fröhlich und so waren wir beide guter Stimmung. Wir sangen fast die ganze Fahrt über.
Als es dringend Zeit wurde, sich mal die Beine zu vertreten machten wir Halt an einem wunderschönen Waldstück. Sogleich machten wir uns auf zu einem Spaziergang, denn dieser Wald zog uns magisch an. Zunächst bemerkten wir gar nicht was es war, er erschien uns nur freundlicher und heller als die Wälder, die wir bisher gesehen hatten. Doch als wir unter einem Baum verweilten, um ein Picknick zu machen, fielen uns die andersartigen Blätter auf. Statt des normalen Grüns wuchsen herzförmige bunte Blätter an den Bäumen, die zu leuchten schienen.
Doch was war das? Plötzlich bebte die Erde, und ein großer Schatten fiel auf den Waldweg. Etwas Großes kam auf uns zu! Etwas Mächtiges schien sich vor die Sonne zu schieben. Unbekannte Dinge machen oft Angst und so versteckten wir uns zunächst einmal hinter dem Baum. Doch die Neugier siegte und so schauten wir vorsichtig über die große Wurzel des Baums hinter der wir uns verborgen hielten. Was dort auf uns zukam setzte uns in Erstaunen. So etwas hatten wir im Leben noch nicht gesehen. Auch wenn die Größe dieses Wesen tatsächlich eine mächtige Energie ausstrahlte, wirkte sie gar nicht mehr angsteinflößend. Es war ein riesengroßer bunter Hund, der da auf uns zukam. Er trug alle möglichen Farben in seinem Pelz und war von bunten Punkten übersäht. Sein Blick war freundlich und er wirkte durchaus vergnügt. Dennoch blieben wir in unserem Versteck, uns war es doch etwas mulmig zumute. Sollten wir auf sein Äußeres vertrauen können? War dieser Riese so freundlich wie er wirkte? Oder freute er sich nur darauf uns fressen zu können?
Doch schnell hatte er uns erschnüffelt und erblickt und sprach uns mit einer hellklingenden Stimme an. Es war eher ein Singsang als ein Reden:
„Fürchtet euch nicht! Mein Name ist Joy und ich bin die große Freude. Angelockt wurde ich durch die Fröhlichkeit, mit der ihr durch den Wald gingt, so dachte ich mir, es wäre nett euch einmal persönlich kennenzulernen. Freude und Fröhlichkeit sind das aus der Liebe entstammende Lebenselixier. Darum sollten wir die Freude stets gemeinsam in die Welt tragen, sobald sie nur in uns aufflammt. Es gibt so viele Plätze an denen sie verschwunden ist und ganz dringend gebraucht wird. Und wusstet ihr, dass Freude und Fröhlichkeit ansteckend sind? Und auch, dass ihr sie herbeirufen könnt, solltet ihr mal im Gefühl des grauen Hundes unterwegs sein? Es ist gar nicht so schwer, jetzt da ihr mich kennt. Ich, Joy, bin die große Freude. Wann immer ihr traurig seid, erinnert euch an mein wunderschönes buntes Fell. Prägt euch diese Farben für die Zukunft ein und wenn ihr sie euch auch an trüben Tagen nicht vorstellen könnt, dann versucht mich zu malen. Holt die Farben wieder ans Licht, egal auf welche Weise, wann immer ihr sie braucht.
Und nun lasst uns gemeinsam singen und lachen und diesen Tag zu etwas ganz besonderem machen!“
Der bunte Hund, Klaus und ich hatten tatsächlich einen ganz besonderen Nachmittag. Joy war in ihrer fröhlichen Art gar nicht mehr zu bremsen und ihre Energie übertrug sich tatsächlich auch auf uns. Es war herrlich so ausgelassen, so fröhlich und gleichzeitig liebevoll miteinander umzugehen.
Diese Energie verbreitete sich durch den ganzen Wald. Die Herzen an den Bäumen leuchteten wie schon lange nicht mehr. Selbst die Bewohner des nächsten Dorfes konnten das Leuchten des Waldes sehen und steckten sich mit dieser Fröhlichkeit an. Und auch im nächsten Dorf spürte man, was plötzlich vor sich ging.
Aber auch die Waldbewohner zeigten sich in allen Farben. So hatte man sie schon seit hunderten von Jahren nicht mehr gesehen. Alles wirkte gleichzeitig real und doch irgendwie unwirklich. Und als wir am nächsten Morgen in unserem Truck aufwachten, wussten wir nicht, ob wir das alles wirklich erlebt oder vielleicht doch geträumt hatten. Aber sollten wir beide tatsächlich denselben Traum gehabt haben?
Auch als Klaus und ich uns darüber austauschten, was wir am Vortag erlebt hatten, stieg in uns wieder dieses wundervolle Gefühl auf. Es war wie ein innerer Frieden.
Wir wünschten uns, dass auch die Hunde im Gehege an diesem Gefühl teilhaben konnten, so packten wie all diese Gefühle wieder in energetische Bilder und schickten diese zu ihnen. Und schon bald kamen Bilder bei uns an, die uns zeigten, wie die Welpen um Joseph und Honey-Boy herumsaßen und ihnen gebannt lauschten: „… und immer wenn ihr euch traurig fühlt, dann stellt euch diesen bunten Hund vor. Öffnet euer Herz und lasst diese Freude hindurchfließen. Sie wird euch eure Angst nehmen und der Liebe alle Türen öffnen.“
Klaus und ich schauten uns an und konnten es immer noch nicht fassen. Was war dort nur geschehen? Konnte es sein, dass diese Energie sich sogar bis zu unseren Freunden übertrug? Und konnten wir sie festhalten? Konnten wir sie nun für immer in uns tragen?
Doch schon im nächsten Augenblick überkam uns ein Anflug von Traurigkeit. Würden wir Joy je wiedersehen? Würden wir uns an Tagen des inneren grauen Hundes tatsächlich an sie erinnern können?
Wir blickten noch einmal gen Wald und dann sahen wir, wie die Herzblätter erneut zu leuchten begannen. Joy kam auf uns zu, dieses Mal in einer etwas kleineren Gestalt, was uns stutzig machte.
„Meine Körpergröße habe ich nur eurer Freude angepasst. Heute seid ihr etwas traurig. So achtet auch stets auf eure Gedanken und bleibt im Vertrauen. Denn wenn ihr den Glauben an mich Joy, die große Freude nicht verliert, können wir uns immer und überall wiedersehen. Denn wenn ihr einmal genauer hin fühlt, werdet ihr feststellen, dass ich längst bei euch bin. Ich bin ein Teil von euch, so wie die Liebe in jedem Herzen schlummert.
So meine Lieben, ich wünsche euch eine gute Weiterfahrt. Ich bin sicher, ihr werdet noch eine Menge wundervoller Bekanntschaften machen.“
Frischen Mutes fuhren wir los und Joy winkte uns hinterher. Wie am Vortag begannen wir zu singen und wussten, es würde ein guter Tag werden. Ein Blick in den Rückspiegel zeigte uns Joy, wie sie wieder ihre volle Größe angenommen hatte. Die große Freude hatte uns alle wieder erreicht!
"Joy - die große Freude" gemalt von Petra Möller
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